Arbeiten Sie da, wo es Sinn macht

28. Juli 2022 - Barbara Zumsteg, Innovationmanagerin SBB

Es wird immer mehr und weiter gependelt

Jeden Tag sind in der Schweiz 2.5 Millionen Pendler:innen unterwegs zu ihrem Arbeitsplatz. Im Schnitt dauert die Anreise eine halbe Stunde pro Weg. Aufgrund unserer Gewohnheiten und den internen Weisungen der Firmen sind Züge, Busse und Autobahnen morgens zwischen 7 und 9 Uhr entsprechend voll. Was wäre, wenn die Pendler:innen dann reisen würden, wenn es für sie aufgrund ihrer Termine Sinn macht? Und dies am besten an den Ort, wo sie die zu erledigende Arbeit am produktivsten erledigen können?

Arbeiten, wo es Sinn macht

Bereits vor der Pandemie haben wir damit begonnen, uns intensiv mit den Pendlerbewegungen in der Schweiz auseinanderzusetzen. 2020 wurde dann work-here als eine gemeinsame Initiative der Work Smart Initiative, der HotellerieSuisse und der SBB ins Leben gerufen. Dies mit der Vision, Pendler:innen zu ermöglichen, in 5 Gehminuten von zuhause einen Arbeitsplatz zu finden, an dem sie produktiv arbeiten können. Auf einer digitalen Plattform wurden Räumlichkeiten in Hotels oder Restaurants angeboten, die zu gewissen Tageszeiten schlecht ausgelastet sind. Die rund 80 Pilotteilnehmer:innen aus verschiedenen Departementen des Bundes, der Gebäudeversicherungen Bern, der HotellerieSuisse und der SBB haben während des Pilotzeitraums vom Juli 2021 bis Februar 2022 das Konzept auf Herz und Nieren getestet.

Mit ihren Besuchen bei unseren Gastgeber:innen haben sie vor allem ihre Tagesabläufe optimiert, zum Beispiel um die Zeit zwischen 2 Terminen (privat und geschäftlich) zu überbrücken oder sie haben das Angebot genutzt, um aus dem Homeoffice auszubrechen. Dabei gaben 2 Drittel der Testpersonen an, produktiver oder eher produktiver gearbeitet zu haben, als dort wo sie sonst hingegangen wären. Der Ausbruch aus der gewohnten Umgebung hat inspiriert und durch den freundlichen Empfang der Gastgeber:innen fühlten sie sich willkommen.

Auch die Arbeitgeber:innen profitieren

Nicht nur der positive Effekt auf die Work-Life-Balance der Mitarbeiter:innen kommt den Arbeitgeber:innen zugute. Mit einer fortschrittlichen Positionierung im Bereich New Work stehen sie im zunehmenden Kampf um Talente in der Pole Position. Zudem lässt sich der Rekrutierungsradius ausweiten, da längere Pendelwege an Bedeutung verlieren. Vielleicht können nun auch bestehende Büroflächen optimiert werden? So dürften zum Beispiel kollaborative Flächen Teile der Bildschirmbatterien ersetzen, um den Austausch und die Zusammenarbeit der Mitarbeiter:innen zu fördern oder es können sogar Flächen eingespart werden.

Eine Win-Win-Win Situation

Spätestens seit Auftreten von Corona hat sich gezeigt, dass weder das Homeoffice noch der Platz am Doppelbildschirm im Büro immer der produktivste Ort zum Arbeiten ist. Je nach zu erledigender Arbeit kann eine andere Arbeitsumgebung ideal sein. Mit der Flexibilisierung des Arbeitsortes profitieren also alle: die Unternehmungen von motivierten und produktiven Mitarbeiter:innen, die Arbeitnehmer:innen haben die Möglichkeit, ihre Tagesplanung zu optimieren und die Hotels und Restaurants profitieren von zusätzlichen Gästen in schlechter ausgelasteten Phasen.

Die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen bezüglich ihres Arbeitsplatzes sind unterschiedlich, genauso wie ihre zu erledigenden Aufgaben. Indem die Wahlmöglichkeiten bezüglich des Arbeitsplatzes erweitert werden, steigt sowohl die Zufriedenheit der Arbeitnehmer:innen als auch deren Produktivität, letztendlich zum Wohl der gesamten Unternehmung.