«Das fixe Büro wird obsolet»

1. Juli 2020 - Alexandra Kühn

Sicher ist, dass die Erfahrungen der vergangenen Monate das «Büro» verändern werden. Philippe Jemelin, Co-Founder und Managing Partner bei dashcom, erklärt, was dies bedeutet und warum sein Technologieunternehmen aus der Romandie neu als Work Smart Partner auftritt.

Philippe, wozu gibt es dashcom, welchem Bedürfnis begegnet ihr mit eurem «Data Driven Workspace»?

Philippe Jemelin: Mitarbeitende möchten an verschiedenen Orten in unterschiedlichen Geschäftsstellen, in Coworking Spaces oder von Zuhause aus arbeiten können. Sie sollen den passenden Arbeitsplatz oder ein verfügbares Sitzungszimmer schnell, also in Echtzeit, finden können. So ersparen sie sich die unproduktive Zeit von Suchen, Kommen und Gehen. Dies mit einer mobilen Anwendung, mit der man auch Türen und Schliessfächer entsperren kann. Wir sprechen von einer «Digital Workspace Experience».

Was haben die Unternehmen davon?

Workspace und Facility Manager verfügen ihrerseits über eine Datenanalyselösung, mit der sie die Raumnutzung und Arbeitsplatzauslastung optimieren können. So gibt es beispielsweise die Situation, dass Sitzungszimmer gebucht aber unbesetzt sind, nicht mehr. Unternehmensverantwortliche können allfällige Entscheide über die Flächennutzung aufgrund von fundierten Daten fällen.

Du sprichst von Sitzungszimmern. Braucht es die denn überhaupt noch? Wir haben doch alle in den letzten Wochen gesehen, dass sich Sitzungen virtuell gut und sehr effizient abhalten lassen.

Die Situation während den letzten Monaten hat kräftig an unseren Gewohnheiten gerüttelt. Sie hat uns gezwungen, viele alternative Arbeitsmöglichkeiten auszuprobieren. Es hat sich gezeigt, dass diese Arbeitsweisen sehr effizient sind und dem Bedürfnis nach Flexibilität entsprechen. Diese flexiblen, ortsunabhängigen Arbeitsweisen sind eine Ergänzung zur Arbeit vor Ort. Ich bin überzeugt, dass physische Treffen auch weiterhin notwendig sind: für Workshops oder strategische Treffen, bei denen die Interaktion zwischen den Teilnehmenden entscheidend ist. Genau dieser spontane Austausch fehlt oftmals bei Online Meetings, die eine strenge Struktur und hohe Disziplin voraussetzen.

Wie hat die Corona-Zeit euer Business verändert?

Die Sicherheit in den Unternehmen steht an erster Stelle. Wir haben unsere Lösungen in diesem Sinne entwickelt, damit die Arbeitgeber die Arbeitsplätze und Gemeinschaftszonen wie beispielsweise die Cafeteria wieder angemessen auslasten können. Unser Tool informiert und leitet die Mitarbeitenden bei der Arbeit.

Ihr habt 2016 die Work Smart Charta unterzeichnet. Wie hat sich während dem Lockdown die Arbeitsweise in eurem Team verändert?

Eigentlich hat sich für dashcom fast nichts geändert. Wir arbeiteten bereits flexibel, aus dem Home Office oder in Coworking Spaces. Unser Wert, für den wir stehen, gilt auch für uns als Team: «Work from anywhere!»

Was ist das Wichtigste, was ihr aus der Corona-Krise gelernt habt?

Einige Unternehmen haben Home Office und andere Alternativen entdeckt, die funktionieren. Darüber habe ich mich gefreut, stehen doch diese flexiblen Arbeitsformen im Einklang mit unseren Werten. Flexibilität ist heute mehr denn je ein schlagendes Argument, nach dem Talente auf dem Arbeitsmarkt auch künftig vermehrt verlangen werden.

Was in der Arbeitswelt nach der Corona-Krise bleibt, gleicht dem Blick in die Glaskugel. Deine Einschätzung: Gehen die Arbeitgeber und Arbeitnehmenden vorwärts in ein #newworkingnormal, oder eher zurück in die alte Normalität?

Ja, es gibt die Zeit nach Corona. Bereits heute stellen wir fest, dass das Thema „Workspace“ auf der Agenda der Geschäftsleitung steht. Home Office funktioniert in vielen Fällen, wie Arbeitgeber und Arbeitnehmende bestätigen haben. Das wird die Arbeitsräume und die Verwaltung der Flächen radikal verändern. Das fixe Büro wird obsolet.

Also werden Arbeitgeber auf diesen Umstand reagieren?

Unternehmen werden ihre Büros immer mehr in Richtung «Flex Desk» weiterentwickeln: weniger fixe, dafür mehr geteilte Arbeitsplätze und Räume. Sie müssen diesen Wandel mit Arbeitsinstrumenten begleiten, die die Mitarbeitenden zu einem freien Platz oder Raum, durch das Firmengeländen oder in Coworking-Zonen führen. Hier spielt die Technologie eine Schlüsselrolle: Sie ermöglicht es, die Präsenz von Mitarbeitenden am Firmenstandort zu messen, steuern und zu kommunizieren.

Die Technologie als tragender Faktor – wie sieht es mit den Büros aus?

Wie bereits erwähnt, denke ich, dass auch die Form der physischen Treffen eine andere Dimension annehmen wird. Man trifft sich vor Ort, um sich auch informell auszutauschen. Unternehmen werden ihre Arbeitsräume und Sitzungszimmer in ihrer Funktion überdenken und neugestalten. Ganz im Sinne des «Activity Based Workings», bei dem der Arbeitsort genutzt wird, weil er in einem bestimmten Moment einem Bedürfnis entspricht und eine Tätigkeit unterstützt.

Dashcom ist neu Work Smart Partner. Wieso gerade jetzt diese Partnerschaft?

Der «Work Smart»-Sektor spielt gerade eine gewichtige Rolle. Es ist eine aufregende Zeit! Aus den Erfahrungen mit COVID lassen sich viele Lehren ziehen. Wir möchten unser Wissen und unsere Erfahrungen teilen sowie die Diskussionen vertiefen. Dies, um gemeinsam mit anderen Akteuren des Bereichs «Work Smart» die Lösungen von morgen zu entwickeln. In der Schweiz ist Work Smart die Plattform, die dies möglich macht.