Mit innovativen Lösungen gegen den Fachkräftemangel

11. November 2022 - Work Smart Initiative

4 Tage arbeiten, 5 Tage verdienen – Klingt verlockend? «So simpel ist es natürlich nicht», so Paul Urchs, Direktor des Hotels Adula. Seit März befinden sich die Mitarbeitenden des Hotels in einer Pilotphase und testen das sogenannte «Flex-Work»-Modell. Das Modell wurde in Zusammenarbeit mit einer externen Agentur, dem Arbeitsinspektorat und dem L-GAV (Gesamtarbeitsvertrag im Schweizer Gastgewerbe) als Reaktion auf den drohenden Fachkräftemangel entwickelt. Laut Urchs muss sich die Branche verändern, um den Anforderungen der Generation Z zu entsprechen. Die neue Generation möchte flexibler arbeiten und sich selber mehr einbringen. Dies bringt Herausforderungen für die Arbeitgeber, kann aber auch spannend sein und neue Türen öffnen. Wer jetzt reagiert, kann sich als Arbeitgeber neu positionieren und attraktive Arbeitsplätze schaffen.

Flex-Work als neues Ideal?

Das neue Modell passt sich besser an die Schwankungen der Arbeitsauslastung an und hilft dem Unternehmen und auch den Mitarbeitenden, langfristig zu planen. Alle Mitarbeitende können sich für oder gegen die 4-Tage-Woche aussprechen. Wer sich für das Flex-Work-Modell entscheidet, arbeitet neu vier Tage pro Woche, jedoch jeweils eine Stunde länger. Somit bleibt ein halber Tag pro Woche, der auf ein Minusstundenkonto verbucht wird. Während der Hochsaison werden diese Minusstunden aufgearbeitet, die Mitarbeitenden arbeiten dann fünf oder maximal sechs Tage pro Woche. Die Lücken, die in der Nebensaison entstehen, wenn Mitarbeitende nur vier Tage anwesend sind, werden mit Teilzeitarbeitenden gefüllt oder durch die tiefere Arbeitsauslastung ausgeglichen. Dies ermöglicht auch die Reduzierung der Zimmerstunde, sodass diese nur in Ausnahmefällen genutzt wird. Somit erlaubt das Modell eine hohe Flexibilität und ist auch für Familien geeignet, da die Planung möglichst konstant und langfristig gemacht wird. «Wir wollen mit diesem Modell einen attraktiven Arbeitsplatz abbilden, sodass ein Fachkräftemangel im Hotel Adula gar nicht erst entsteht. Ich glaube, dass der Ansatz sehr zukunftsweisend ist», meint Urchs.

Klassisches Modell für Saisonniers

Auf die Herausforderungen angesprochen, erwähnt Paul Urchs, dass das Modell nicht in allen Abteilungen gleich gut umsetzbar sei. Insbesondere in der Küche und im Service, wo die Peak-Zeiten jeden Tag gleich sind. Das ergebe aber die Möglichkeit, mehr Teilzeitstellen auszubauen. Am einfachsten lasse sich die Viertagewoche im Bereich der Administration einführen. Um den verschiedenen Abteilungen und deren Bedürfnisse gerecht zu werden, hat das Hotel Adula acht verschiedene Ausführungen des Flex-Work-Modells eingeführt. Der Hoteldirektor erklärt zudem, dass einige Mitarbeitende immer noch die klassische 5-Tage-Woche bevorzugen würden. Dazu gehören vor allem die Saisonniers, die jeweils nur während der Hochsaison im Einsatz sind

Erste Zwischenbilanz sehr positiv

Im Hotel Adula haben sich mittlerweile 35 Prozent der Mitarbeitenden für Flex-Work entschieden, anfangs waren es knapp 25 Prozent. Das Kaderteam des Hotels hat mittels Umfragen die Rückmeldungen der Mitarbeitenden eingeholt, die laut Paul Urchs zu Beginn der Pilotphase sehr euphorisch ausgefallen sind. Eine weitere Umfrage habe ergeben, dass der Tenor immer noch sehr positiv sei. «Die Mitarbeitenden leisten mit ihren Rückmeldungen einen grossen Beitrag zur Verbesserung von Flex-Work.» Das langfristige Ziel des Hotels sei, mindestens 60 Prozent der Mitarbeitenden für die Viertagewoche zu begeistern.