Ortlos und zeitungebunden – Coworking Spaces in der Schweiz

2. September 2016 - Aline Boillat, Witzig The Office Company

Coworking Spaces in der Schweiz – Zahlen und Fakten

Mit 58 Spaces, einem stetigen Ausbau der Angebote und einem zunehmenden Interesse in der Bevölkerung, sieht die Zukunft für Anbieter eines Coworking Spaces in der Schweiz vielversprechend aus. Hinzu kommt, dass 25 % der Schweizer Erwerbstätigen Freelancer sind, welche gemäss Deloitte dafür prädestiniert sind, solche Angebote zu nutzen. Das bedeutet in absoluten Zahlen 1.3 Millionen potentielle Kunden (Deloitte, 2016). Das Potential ist also riesig und bei den aktuell gut tausend Arbeitsplätzen besteht noch viel Raum für Wachstum.

Was sind die Erfolgsfaktoren eines attraktiven Angebots?

Um die Erfolgsfaktoren im Bereich Coworking vor allem in Bezug auf Angebot und Rentabilität zu eruieren, haben die Studienverantwortlichen sechs Interviews mit Coworking Spaces-Betreibern durchgeführt. Die Interviews haben zu folgenden Resultaten geführt:

  • Flexibilität der Räumlichkeit – Ein Faktor, welcher überraschend genannt wurde, ist die Flexibilität in Bezug auf die Räumlichkeit. Die Kunden möchten Einrichtungen spontan umstellen können, wenn sich Ihre Arbeitssituation ändert, oder sogar den Raum für einen kleinen Event nutzen. Dies erklärt sich damit, dass die Kundschaft von Coworking Spaces zum grossen Teil selbständig erwerbend ist und deshalb viel Kundenkontakt hat. Der Anbieter eines Coworking Spaces muss also eine gute Linie finden zwischen dem Erfüllen der Bedürfnisse der einen und dem Einschränken der anderen Nutzer.
  • Preis – Der Faktor Preis liegt auf der Hand. Überraschend ist nur, dass er nicht von allen Befragten erwähnt wurde. Dies könnte damit erklärt werden, dass die Vergleichsgrösse eines Co-Working Arbeitsplatzes ein eigenes, genauso gut ausgestattetes Einzelbüro ist. Wie erwähnt sind viele Kunden von Coworking Spaces selbständig erwerbend. Die Alternative vom komplett eingerichteten Büro mit Internet, Drucker, Möblierung etc. wäre viel teurer als ein Coworking Arbeitsplatz. Viele Jungunternehmer von Start-ups können sich ein eigenes Büro schlicht nicht leisten.
  • Standort – Relativ wenig überraschend folgt die Nennung des Standortes. Für die Nutzer der Coworking Spaces ist es von grossem Vorteil, wenn sich der Coworking Space in der Nähe vom ÖV befindet – am Bahnhof wird bevorzugt. Es wurde ausserdem erwähnt, dass der Coworking Space auch per Auto gut erreichbar sein sollte. Parkplätze sind dann sehr wünschenswert.
  • Atmosphäre – Der meist genannte Faktor ist die Atmosphäre. Die Rede ist nicht nur von einem schön gestalteten Raum mit einem modischen Arbeitstisch oder einem Bürostuhl mit etlichen Einstelloptionen. Die Rede ist von  einer Arbeitsgemeinschaft. Diese Gemeinschaft bietet nämlich mehr als nur einen Arbeitstisch – beim Coworking geht es schliesslich auch um Networking und Motivation. Die nette Atmosphäre und das Miteinander mit Gleichgesinnten tragen zur Produktivität und der Entwicklung neuer Ideen bei. Die soziale Komponente ist daher besonders wichtig. Oft organisieren sich Arbeitsgemeinschaften nach Branchen oder Berufsgruppen. Die Interpretation von Atmosphäre geht dabei weit auseinander: Die einen fokussieren auf den einladenden Anblick des Arbeitsplatzes – das Gefühl des Willkommenseins ist also wichtig. Bei anderen stehen die Zusammensetzung der anwesenden Coworker und die daraus resultierende Arbeitsatmosphäre im Vordergrund. Ein weiterer Punkt, der im Zusammenhang mit Atmosphäre genannt wurde, ist das gute Zusammenspiel der Möbel mit der Konstellation des Raumes.

Zum Schluss…

Coworking hat sich in den letzten Jahren zu einem heissen Trend entwickelt. Die Zeiten in der jeder für sich 8 Stunden am Tag „werkelt“, sind vorbei. Die Arbeitsgemeinschaft ist für viele Berufstätige eine echte Alternative zum Büroalltag beim bisherigen Arbeitgeber geworden. Kooperationen und flexible Teamstrukturen werden durch Coworking gefördert. Es handelt sich dabei in gewisser Weise um einen Gegentrend der Digitalisierung – die soziale Komponente und das Teilen attraktiver Büroräume stehen wieder im Mittelpunkt.

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