Miteinander vorwärts in die neue Normalität

9. November 2020 - Alexandra Kühn

Das Thema „Work Smart“ an den Schweizer Digitaltagen passt wie die Faust aufs Auge, denn es ist die Digitalisierung, die neue Arbeitsformen vorantreibt und diese erst ermöglicht. Ein eigentlicher Hygienefaktor: Ohne entsprechende Tools und Technologien sind flexible, ortsunabhängige Arbeitsformen nicht denkbar. Jedoch machen sie allein das neue Arbeiten noch lange nicht smart.

Ein Schrei nach echten Begegnungen – zum Glück

Dies war auch eine der wichtigen Erkenntnisse des «tell», der ersten der beiden Veranstaltungen zum Auftakt der Work Smart Week. Getreu dem Namen konnten die Teilnehmenden dieses interaktiven Formats ihre Gedanken zu „Vorwärts in die neue Normalität: #newworkingnormal nach Corona?“ kundtun. Wir widmeten die Diskussionen insbesondere dem Thema „Zusammenarbeit“ – dem grossen Knackpunkt, wenn man sich wegen mobil-flexibler Arbeit nicht mehr zuverlässig sieht. In virtuellen Break-out Sessions haben die Teilnehmenden ihre Erlebnisse und Erfahrungen der vergangenen Wochen und Monate sowie ihre Erwartungen und Wünsche an die Zukunft der Arbeit miteinander ausgetauscht. Aus den Diskussionen wurde klar: ohne physische Begegnungen, ohne direkte soziale Kontakte und ohne informellen Austausch geht es auf die Dauer nicht. Dies zu hören, war für mich persönlich eine Wohltat. Wir Menschen sind eben soziale Wesen und keine Maschinen.

Der Mix macht’s

Bekanntlich bietet die Arbeit remote aber auch einige wichtige Vorteile, allen voran eine höhere Konzentration und Produktivität, Zeitersparnis und Vereinbarkeit. Viele Teilnehmende des «tell» haben diese Nutzen erstmals vollumfänglich erlebt und äusserten in den Diskussionen das Bedürfnis, das Beste aus den jeweiligen Welten zu nehmen: aus den Realitäten vor, während und nach dem Lockdown und aus den Möglichkeiten der physischen und der virtuellen Zusammenarbeit. Die Mischung ist entscheidend.

Das Büro ist tot, lang lebe das Büro

Insgesamt geht es nicht um Homeoffice, sondern um die individuelle Selbstbestimmung und Wahlfreiheit respektive um die daraus entstehende notwendige Abstimmung und das gemeinsame Verständnis im Team. Das Büro wird weiterhin leben, folgerte Moderatorin Ilona Schönle (Witzig The Office Company) aus den Diskussionen. Aber nur, wenn es seine Funktion verändert. So stehe nicht länger die Abarbeitung von Aufgaben, sondern die Zusammenkunft, der Austausch, die Pflege von Beziehungen und die Bildung von Identität im Fokus. Die bewusste Wahl des Arbeitsorts und die gekonnte Nutzung desselben erfordere neue Kompetenzen der Mitarbeitenden und Führungspersonen. Passend dazu rundete Ilona die Veranstaltung mit einer buddhistischen Weisheit ab: „Lebe so, wie wenn du morgen sterben würdest, aber lerne so, wie wenn du ewig lebst.“

Vom Home Office Day zum Office Day?

Fast nahtlos ging es weiter mit unserer zweiten Veranstaltung, dem Live Talk. Dieser setzte sich mit der Frage auseinander, wie flexibel denn die Schweizer Arbeitsweit überhaupt ist und sein wird. Via eingespielte Videobotschaft brachte Bundesrat Guy Parmelin die Wichtigkeit der Digitalisierung für die Schweizer Wirtschaft auf den Punkt: «Die Digitalisierung macht es möglich.» Diese Aussage passte auch zu unserem Veranstaltungsformat, da sich aufgrund der aktuellen Lage unsere Panel-Gäste und das Publikum nur online zuschalten konnten. Unter den geltenden Schutzmassnahmen vor Ort im Ideation Space Zürich präsentierte Dr. Johann Weichbrodt von der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) die Ergebnisse unserer neusten FlexWork-Studie. Diese bestätigt die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitswelt. So werden Arbeitsformen wie Homeoffice je länger je mehr von der Ausnahme zur Regel. Vielleicht würden wir bald einen Office Day anstelle des Home Office Days vor zehn Jahren feiern? Johann Weichbrodt konnte mir nur dazu beipflichten. Die aktuellen Studienresultate stehen natürlich unter dem Eindruck der Corona-Pandemie, sie offenbaren aber einen davon unabhängigen Trend.

Ein bunter Strauss an Wünschen

Im Anschluss an die Studienpräsentation diskutierte ich zusammen mit Muriel Bouakaz (Witzig The Office Company), Claudia Giorgetti Del Monte (Die Mobiliar), Manuel Marquina (Swisscom), Sandra Eckerstorfer (SBB) und Johann Weichbrodt einige Studienergebnisse im Online-Panel. Dabei ging es es um eine Einordnung der Erkenntnisse für den Schweizer Arbeitsmarkt, eine Prognose zur Zukunft der Arbeit basierend auf Praxiswissen und Fachexpertise sowie eine Einschätzung der aktuellen Herausforderungen und Unsicherheiten.

Für die (digitale) Zukunft der Arbeit äusserten unsere Panel-Gäste folgende Wünsche: Potenzialentfaltung (Johann), «Liefere statt Lafere» (Manuel), Befähigung (Muriel), Balance zwischen Technologie und Mensch (Claudia).

Mein eigener Wunsch? Ein «Miteinander». Dieser schwierigen Zeit Chancen abgewinnen und aus den Erfahrungen profitieren und lernen zu können zu können ist eine Herausforderung, der kaum im Alleingang, sondern nur gemeinschaftlich begegnet werden kann. Wer den Talk mit Panel-Diskussion verpasst hat oder nochmals anschauen möchte, kann die Aufzeichnung online abrufen.

… und viele viele bunte Work Smarties

Miteinander, zusammen mit unserem Netzwerk, möchten wir von der Work Smart Initiative die Arbeitswelt auf dem Weg vorwärts in die neue Normalität unterstützen. Unsere eigenen Veranstaltungen zum Wochenstart verzeichneten rund 150 Live-Einschaltungen, waren aber erst der Anfang. Auch dieses Jahr kam ein stattliches, abwechslungreiches Programm während der Work Smart Week zustande: Auf unserer Plattform kamen ein knappes Dutzend Angebote und Events zu stehen, darunter etwa ein Webinar auf Französisch zum Thema „Flexoffice, télétravail et coworking“, das in einer Allianz unseres Partners Aremis mit verschiedenen Work Smart Supportern aus der Romandie offeriert wurde, eine kostenlose Rechtsberatung für Smart Worker von Further at Work, Homeoffice-Checklisten für Arbeitgeber und Arbeitnehmende von die plattform sowie der kostenlose Eintritt in die Spaces von unserem Patronatspartner Coworking Switzerland während der ganzen Woche.

Trotz des 5-Jahres-Jubiläums sahen ich und die anderen Work Smarties dieses Jahr keinen Grund zum Feiern, aber in Anbetracht dieses erlebten «Miteinanders» viel Zuversicht, dass wir aus den letzten Monaten lernen und erstarkt vorwärts schreiten werden.

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